Letztes Wochenende – dem letzten in der fährtechnisch günstigen Nebensaison – war ich bei bestem Wetter wieder mit dem Rad in Dänemark. Aber darum soll es diesmal gar nicht gehen. Ich bin viel mehr neulich gefragt worden: Wie geht das eigentlich konkret, wenn ich mit dem Fahrrad von Rostock nach Dänemark möchte? Wo muss ich im Hafen genau hin? Wo gibt’s die Tickets? Bekomme ich Fahrkarten auch im Internet? Wie läuft das alles ab? Darauf möchte ich heute mal im Detail eingehen, da ich dies alles schon dutzende Male hinter mir habe. Außerdem finde ich immer, dass diese Reise viel zu wenige machen. Vielleicht liegt das einfach an mangelnden Informationen. Noch ein Grund für diesen Artikel!
Anfahrt zum Überseehafen
Leider hat der Überseehafen schon seit vielen Jahren keinen S-Bahnanschluss mehr. Es gibt also nur drei Möglichkeiten:
- Ihr fahrt direkt mit dem Fahrrad dorthin. Diese Möglichkeit bietet sich natürlich insbesondere für Rostocker oder für Leute auf Fahrrad-Mehrtagestouren an. Folgt der Beschilderung des Fernradwegs Berlin-Kopenhagen Richtung Kopenhagen. Vom Stadthafen geht es über den Dierkower Damm, der Hafenallee, dem Weidendamm, der Krummendorfer Straße und dem Kirchsteig ins Hafengebiet. Folgt den Fahrradspuren dort bis zum Fährcenter.
- Mit dem Bus könnt ihr mit den Linien 19, 45 und 49 bis zur Haltestelle “Seehafen Fähre” fahren, die direkt vor dem Fährcenter liegt. Rostocker Busse nehmen grundsätzlich Fahrräder mit, diese brauchen aber einen zusätzlichen Fahrschein. An Sonn- und Feiertagen ist die 9-Uhr-Fähre aufgrund des dünneren Fahrplans mitunter schwerer zu erreichen.
- Ihr transportiert euer Bike mit dem Auto zum Hafen und nutzt dort den kostenpflichtigen Parkplatz. Das dürfte deutlich günstiger sein, als das Auto ebenfalls mit rüber zu nehmen. Bezüglich dieser Variante habe ich allerdings keine eigene Erfahrung.

Ticket-Kauf und Check-In
Zum Ticket-Kauf müsst ihr ins Fährcenter, ein organge-weißes Gebäude. Vorm Gebäude ist ein Zaun, der sich zum Anschließen von Fahrrädern während des Ticketkaufs eignet. Die Fahrkarten gibt es weder online noch am Automaten (letzteres gilt nicht für den dänischen Hafen, dazu später mehr). Ihr müsst also zum Schalter der Firma Scandlines, welche die Fähre nach Dänemark betreibt. Dort müsst ihr natürlich erwähnen, dass ihr ein Rad dabeihabt. In der vergangenen Nebensaison wurden 14,50 € pro Richtung fällig. Erfolgt die Rückfahrt am selben Tag, kostet diese nichts zusätzlich, d.h., hin und zurück kosten zusammen 14,50 €. Ihr werdet dann gefragt, mit welcher Fähre ihr zurückfahren möchtet. In der laufenden Hauptsaison beträgt der aktuelle Preis 31,00 €, mit der gleichen Rückfahrt-Regelung wie in der Nebensaison. Demnach erhöht sich der Nebensaison-Preis vermutlich auf 15,50 €. Ihr könnt bar oder mit Karte zahlen und das Schalterpersonal erklärt auch nochmal, wie ihr zum Schiff kommt. Nach meiner Erfahrung werden auch Fahrräder mit Anhängern problemlos und ohne Mehrkosten mitgenommen.
Seid auf jeden Fall rechtzeitig im Hafen. Wenn eine Fähre z.B. um 9 Uhr ausläuft, bedeutet dies, wenn alles pünktlich abläuft, dass ab 8:45 Uhr beladen wird. Vom Fährcenter bis zum Anleger fahrt ihr je nach Tempo nochmal fünf bis zehn Minuten. Ich fahre daher – auf dieses Beispiel gemünzt – so, dass ich kurz nach 8 im Fährcenter bin. Falls ihr zu früh seid, es gibt im Fährcenter einen Imbiss und vor dem Fährcenter Toiletten. Es gibt vorm Center auch einen Geldautomaten für dänische Kronen. Die Gebühren sind allerdings recht hoch und Bargeld braucht man in Dänemark IMHO extrem selten.

An dieser Stelle noch ein wichtiger Tipp: Prüft bitte bevor ihr zum Hafen fahrt auf der Scandlines-Homepage, ob die ausgewählte Fähre auch wirklich fährt. Es kommt nicht oft vor, aber es ist mir schon passiert, dass ich erst eine Fähre später fahren konnte, was sich je nach Reisevorhaben evtl. dann nicht mehr lohnt. Seitdem ist ein Online-Check bei mir, direkt wenn der Wecker klingelt und kurz bevor ich losradle, Routine.
Die Fähren fahren in einem Abstand zwischen zwei und drei Stunden. Ich fahre bei Tagesausflügen meist um 9 Uhr ab Rostock und 18 Uhr ab Gedser (in der dunkleren Jahreszeit manchmal auch 15:30 Uhr).
Vom Fährcenter an Bord der Fähre
Vom Fährcenter fahrt ihr mit dem Rad zum Auto-Schalter (wie erwähnt, ihr erfahrt beim Ticketkauf den genauen Weg dorthin). Da nehmt ihr dann einen Schalter mit Personal, also nicht mit Self-Check-In. Das Schalterpersonal prüft nochmal euer Ticket und lässt euch dann über eine Schranke in den Sperrbereich des Hafens. Folgt der Beschilderung nach “Gedser”, dem dänischen Hafen. Bereits beim Ticketkauf erfahrt ihr eure Wartespur, bei meinen Reisen war es bisher immer die Nummer 4.

Während die Fähre anlegt, werdet ihr vom Personal aufgefordert ganz nach vorne zum Anleger (dort ist eine Art Unterstand) zu kommen. Nachdem die Fahrzeuge, die aus Dänemark kommen, rausgefahren sind, geht es für die Fahrräder hinein (meist zuerst vor allen anderen). Ihr parkt grundsätzlich in dem unteren der beiden Fahrzeugdecks. Für Fahrräder gibt es vorne und hinten (in der Regel müsst ihr nach vorne) in der Mitte des Decks Parkplätze mit Zäunen zum Anschließen. Im Fahrzeugdeck gibt es für E-Bikes keine Lademöglichkeit. Ihr könnt euren Akku aber bei Bedarf mitnehmen, denn viele der Sitzgelegenheiten oben in der Fähre haben Steckdosen (über die sich Smartphones und Fahrradcomputer freilich auch freuen). Apropos oben in der Fähre, während der zweistündigen Überfahrt könnt ihr das Bistro, das IMHO empfehlenswerte Büfett sowie den Parfüm- und den Travelshop nutzen. Sitzgelegenheiten gibt es drinnen und draußen, wobei die besten Plätze logischerweise zuerst belegt sind. Merkt euch beim Betreten der Passagierdecks, wo ihr reingekommen sein, dort geht es später auch wieder zum Fahrrad. Einen Schalter zum Geldwechseln gab es früher mal, heute nicht mehr, aber zum Bargeld hab ich ja weiter oben schon etwas geschrieben.


Ankunft in Dänemark
Kurz vorm Zielhafen, ca. 10 bis 15 Minuten bevor sich die Fährtore für euch öffnen, werdet ihr – sowie die LKW-, Auto-, Bus- und Motorradpassagiere – per Durchsage gebeten, zurück zu den Fahrzeugen zu gehen. Während der Überfahrt ist der Aufenthalt auf den Fahrzeugsdecks verboten, wartet also auf diese Ansage. Meist geht es für uns Radler zuerst raus und zwar über die rechte Seite der Fahrbahn. Kurz nach dem Anleger gibt es dann ein Tor im Zaun rechts und ihr seid angekommen. Grenzkontrollen für Fahrräder sind extrem selten und wurden allgemein jetzt nochmal gelockert. Vom Anleger sind es nur ein paar hundert Meter bis ins Zentrum von Gedser, welches leicht zu finden ist.
Wer Ideen für den Aufenthalt in Gedser, Marielyst, Nykøbing Falster und der Gegend drumherum sucht, findet in diesem Blog übrigens reichlich Artikel dazu.

Von Gedser nach Rostock
In der Gegenrichtung ist alles ein wenig einfacher. Ihr fahrt wieder genau zu dem Zaun, durch den ihr reingekommen seid. Wichtig, nicht den etwas weiter vom Anleger entfernten Autoschalter nehmen, sondern über den Ortskern von Gedser der Beschilderung nach Rostock für Fuß- und Fahrradpassagiere folgen. Unweit dieses Zauns ist der alte Bahnhof von Gedser. Dort bekommt ihr auch Fahrkarten, diesmal allerdings ausschließlich am Automat (z.B. falls ihr für einen mehrtägigen Dänemark-Urlaub erstmal nur die Hinfahrt gekauft habt). In dem Gebäude gibt es auch Toiletten und einen beheizten Warteraum. Kurz vor Anlegen der Fähre lässt euch Scandlines-Personal dann durch den Zaun und checkt auch nochmal euer Ticket. In der Fähre läuft dann alles wieder wie bereits oben beschrieben. Seid auch hier rechtzeitig vor Ort und plant einen kleinen Puffer ein, wenn ihr die Strecke nicht gut kennt.

Ankunft in Rostock
Auch in Rostock werdet ihr kurz vor Ankunft wieder per Lautsprecher-Durchsage zu den Fahrzeugen gebeten. Die Einfahrt nach Warnemünde könnt ihr aber in Ruhe draußen genießen, denn die Fähre braucht von dort noch eine Weile bis zum Anleger, zumal sie nur noch Hafengeschwindigkeit fahren darf. Diesmal ist die Fahrradspur, die euch aus dem Hafengebiet rausführt, am linken Rand der Fahrbahn. Letztendlich kommt ihr nach ein paar Abbiegungen wieder am Fährcenter an.

Alles in allem, also nichts, vor dem man sich fürchten muss. Im Gegenteil, mir machen diese Touren riesigen Spaß und ich kann es gar nicht erwarten, wieder aufzubrechen!
Hallo,
Vielen Dank für dieses how-to. Ich möchte mit meiner Tochter mit Zug und Fahrrad von Berlin nach Gedser und diese Infos sind sehr hilfreich! Vielen Dank dafür!
PS: Nur der Flughafen Tegel war mit dem Fahrrad schwerer zu erreichen, als der Fährhafen…
Freut mich, dass ich helfen konnte. God tur (gute Reise)!
Auch von mir vielen Dank, das ist sehr hilfreich. Wir fahren am Mittwoch von Berlin los. Eine Frage hätte ich noch: Müssen wir restlos alle kleinen und großen Fahrradtaschen in der Fähre abnehmen und auf das Passagierdeck mitnehmen? Vielen Dank und beste Grüße!
Diese Entscheidung kann euch keiner abnehmen. Prinzipiell haben alle Passagiere beim Ablegen und beim Anlegen Zugang zu den Fahrzeugdecks. Wie halte ich das selber? Bei Tagestouren nehme ich alles mit, bei Mehrtagestouren mit viel Gepäck packe ich schon vorher getrennt nach “wertvoll” und “weniger wertvoll” und nehme “wertvoll” mit.
Auf jeden Fall wünsche ich euch eine großartige Reise!
Vielen Dank für Deine schnelle und hilfreiche Antwort. Wenn das Deck während der Fahrt zugänglich ist, nehmen wir lieber alles mit.
Wir freuen uns schon sehr auf die Fahrt und Land und Leute!