Als Apple – ich meine 2020 – die Fahrradnavigation für wenige Gebiete in den USA angekündigt hat, dachte ich mir: “Darauf können wir hier vermutlich lange warten”. Dieser Pessimismus fußt auf zahlreichen anderen lokalen Features, die entweder lange brauchten, bis sie hier ankamen (z.B. “Look Around” in Maps), oder es nie geschafft haben (z.B. Apple News oder die Apple-Kreditkarte). Aber, es geschehen manchmal noch Zeichen und Wunder und die Kalifornier haben letzten Freitag die Fahrradnavigation für ganz Deutschland freigeschaltet.
De-facto bedeutet dies, dass wir jetzt bei der Routenplanung über den Schiebeschalter Auto – Fußgänger – ÖPNV – Fahrrad auch in der Fahrrad-Stellung Routenvorschläge bekommen. Diesen Routen können wir dann unterwegs folgen und erhalten während der Fahrt – analog zu den anderen Fortbewegungsarten – Navigationsanweisungen auf dem Bildschirm oder per Sprachausgabe. Auch die Apple Watch ist als Navi nutzbar. Zu jeder vorgeschlagenen Route gibt es die geschätzte Fahrzeit sowie ein Höhenprofil und ggf. weitere Hinweise:

Radfahren kann auch als bevorzugte Methode eingestellt werden. Ich konnte natürlich nicht anders und habe die Navigation am Wochenende mal bei einer ohnehin geplanten Tour zum Baumarkt ausprobiert. Allerdings nur per Sprachausgabe, da mein aktuelles Fahrrad keine Smartphone-Halterung am Lenker hat. Ich wurde so gelotst, wie ich auch ohne Navi gefahren wäre, allerdings mit nach meinem Empfinden zu vielen Sprachanweisungen. Oft, manchmal 4x hintereinander, kam der Hinweis “weiter auf der Route”. Praktisch ist, dass auf der Navigationskarte Ampeln eingezeichnet sind.
Ansonsten ist es noch zu früh, Aussagen über die Qualität der Routenvorschläge zu machen. Ich habe mal ein paar lokale Routen, die ich gut kenne (zur Arbeit, zum dänischen Supermarkt, zum Überseehafen, nach Warnemünde, …), geplant und die Vorschläge waren weitestgehend in Ordnung. Die geschätzten Fahrzeiten kommen hin. In meiner eigenen Straße, welche eine Einbahnstraße ist, scheint das System nicht zu wissen, dass Radfahrer sie auch in Gegenrichtung nutzen dürfen. Im Internet finde ich unterschiedliches Feedback zu dem Feature, das bis zum Vorschlagen recht gefährlicher Routen geht.
Für mich zu spät
Für mich kommt das Update ohnehin zu spät. Mein aktuelles Fahrrad hat mit dem Bosch Nyon quasi eine eingebaute Navigation, die den Akkufüllstand des E-Bikes berücksichtigt und welche ich auch weiterhin nutzen werde. Außerdem kennt Apple noch keine Fahrradrouten in Dänemark, wo ich hauptsächlich – abgesehen von Rostock hier – unterwegs bin. Prinzipiell begrüße ich es aber natürlich, dass Fahrradnavigation bei Apple jetzt auch zu den Bordmitteln gehört.
U.a. mit der Komoot-App, die speziell auf die Belange von Radfahrern zugeschnitten ist und eine weltweite Abdeckung hat, steht Cupertino hier keineswegs konkurrenzlos dar. Auch Google Maps bietet seit langer Zeit eine Fahrradnavigation.