Mit dem Dänen Claus Ruhe Madsen war die Hansestadt Rostock die erste deutsche Großstadt mit einem dänischen Oberbürgermeister. Die Betonung liegt hier auf “war”, denn letzte Woche fühlte sich Herr Madsen zu Höherem berufen und nahm das Angebot des Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein an, dort Landesminister zu werden. Seine Amtszeit hier hätte eigentlich noch vier Jahre betragen, folglich hat er den Weg des Rücktritts beschritten.
Diese ganzen Geschehnisse sind für mich aus mehrerer Hinsicht eine Enttäuschung. Wer meine Vorliebe für Dänemark kennt, kann sich sicherlich vorstellen, dass mir noch nie eine OB-Wahl so leicht gefallen ist wie die letzte. Verbunden mit der Hoffnung, dass in Rostock dänischer Pragmatismus anstelle des deutschen Amtsschimmels tritt. Auch andere dänische Errungenschaften wie Fahrradfreundlichkeit oder Digitalisierung rückten nun ein wenig näher. Außerdem hat Rostock ja eine Art Seegrenze zu Dänemark und eine bessere Zusammenarbeit der Regionen Rostock und Guldborgsund auf der anderen Seite ist mit einem dänischen OB sicherlich einfacher als ohne. Darüberhinaus ist Herr Madsen Unternehmer wie ich und ich sah meine Interessen im Rathaus daher gut vertreten.
Alles kam irgendwie anders
Kurz nach Amtsübernahme hatte unser OB mit einer Pandemie, wie wir sie zu unseren Lebzeiten noch nicht gekannt haben, zu kämpfen, was man ihm natürlich nicht vorwerfen kann. Wir sind durch die erste Hälfte sogar ganz gut gekommen, was deutschlandweit Aufsehen erregt hat. Aber sonst? OK, es wurden ein paar Fahrradstraßen eröffnet. Ein ganz großes Projekt für die Hansestadt ist jedoch gescheitert, die Bundesgartenschau 2025. Sie wäre mit reichlich Stadtentwicklung verbunden gewesen. Aber diese BUGA wurde kürzlich abgesagt, Kosten- und Zeitplan sind wohl aus dem Ruder gelaufen.
Ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt zu gehen, hat irgendwie einen Beigeschmack. Jetzt, wo es Führungsstärke bräuchte, um zumindest die wichtigsten BUGA-Projekte wie z.B. die neue Brücke oder das Museum trotzdem zu realisieren. Nun muss erstmal ein neuer Bürgermeister gewählt werden. Ob die Rostocker nochmal einem Quereinsteiger eine Chance geben darf zumindest bezweifelt werden…
Die Neuwahl soll am 13. November 2022 stattfinden (mit evtl. Stichwahl am 27. November). Diese kostet den Steuerzahler laut Ostsee-Zeitung etwa 600.000 Euro.
Das Titelfoto zeigt unser recht markantes Rostocker Rathaus.