Silvester, in Dänemark als “nytårsaften” bekannt, war es wieder soweit: Viele Dänen saßen gespannt vor ihren Fernsehern, um um 18 Uhr die Neujahrsansprache ihrer Königin zu verfolgen. Offiziell heißt das Ganze “Hendes Majestæt Dronningens nytårstale”, wobei “dronning” Königin und “nytårstale” Neujahrsansprache bedeutet. Die Rede ist auch hier in Deutschland über die TV-App von Danmarks Radio oder deren Webseite frei im Livestream empfangbar. Der Sender versieht sie sogar mit (dänischen) Untertiteln, was Dänischschülern wie mir das Verständnis natürlich erleichtert. Übertragen wurde wie letztes Jahr live aus Schloss Amalienborg in Kopenhagen.
Über den allgemeinen Ablauf sowie die Geschichte der Neujahrsansprache habe ich bereits im Rahmen der 2019er-Ansprache ausführlich berichtet. Dies möchte ich natürlich nicht nochmal alles wiederholen, lest es bitte bei Interesse gerne dort nach.
Diese Rede in und über 2021 hatte nach meiner Beobachtung zwei Besonderheiten. Zunächst einmal war es ihre 50. Königin Margrethe II. feiert dementsprechend später dieses Jahr auch ihr 50. Thronjubiläum. Das dänische Fernsehen hat die Gelegenheit natürlich genutzt, um in der Vorberichterstattung ab 16 Uhr Auszüge aus den Ansprachen der vergangenen 50 Jahre zu zeigen. Außerdem war es ihre zweite Ansprache unter Corona-Bedingungen und dies war dann auch gleich das Einstiegsthema.
Corona
Als jemand mit naturwissenschaftlichem Background fand ich ihren Dank an die Forscher in diesem Zusammenhang bemerkenswert:
Der er nogle, som vi skylder en særlig tak, nogle, som vi måske ikke lægger så meget mærke til i det daglige: Det er de forskere, som bruger dage og år på at grave sig dybt ned i et stof, som de fleste af os ikke har så meget indblik i. Det er i høj grad dem, som har bidraget til at bremse smitten, og som i løbet af uhørt kort tid har udviklet vacciner mod corona.
Königin Margrethe II.
Diese hätten – um das Zitat zusammenzufassen – durch die schnelle Entwicklung von Impfstoffen dazu beigetragen, Ansteckungen auszubremsen. Nur einen Satz später richtet sie eine klare Botschaft gegen die Wissenschaftsungläubigkeit unserer Zeit:
Kundskab og indsigt har hjulpet os under coronaen, og har vist os, at ny viden fører fremskridt med sig. Vi bliver mindet om, at vi skal møde det ukendte med nysgerrighed, videbegær og opfindsomhed – snarere end frygt.
Wissen und Einsicht haben uns während Corona geholfen und uns gezeigt, dass neues Wissen Fortschritt mit sich bringt. Wir werden daran erinnert, dem Unbekannten mit Neugierde, Wissbegierde und Einfallsreichtum zu begegnen – und nicht mit Angst.
Das könnten sich auch hierzulande mal einige hinter die Ohren schreiben.
Klima
Und sie setzt noch einen oben drauf:
Det samme gælder for klimaspørgsmålet.
Das Gleiche gilt für die Klimafrage.
Auch diese war schon mehrfach Thema ihrer Neujahrsansprachen. Königin Margrethe hofft auch hier auf Wissenschaft und Technik und mahnt unser aller Verantwortung für kommende Generationen an. In der Neujahrsansprache der dänischen Ministerpräsidentin – einen Tag später – ging es sogar noch intensiver um die Klimafrage, Corona war dort nur ein Randthema.
Weitere Themen
Der Mittelteil ihrer Rede ging auf weitere Themen ein, die der Königin am Herzen liegen. Ihre Sorge gilt u.a. Menschen mit Handicaps, die häufig aus Unwissenheit oder Gedankenlosigkeit diskriminiert oder gehänselt werden:
Det burde ikke være svært at behandle enhver med respekt.
Es sollte nicht schwer sein, jeden mit Respekt zu behandeln.
Es wurden Wetten abgeschlossen, ob Königin Margrethe auf die Erfolge der Fußball-Nationalmannschaft letzten Sommer eingehen würde. Auch hier enttäuschte sie nicht, es gab einen richtigen kleinen Sportblock, der neben besagter EM auch auf die erfolgreiche Olympia-Teilnahme in Tokyo sowie auf die kommenden Tour-de-France-Etappen in Dänemark eingegangen ist. Schließlich hat sie sich noch darüber gefreut, dass in 2021 die wegen Corona um ein Jahr verschobenen Feierlichkeiten zum 100-jährigen Jubiläum der dänischen Wiedervereinigung nachgeholt werden konnten.
Neujahrsgrüße
Der letzte große Teil der Rede beinhaltet traditionell die Neujahrsgrüße der Königin, die mit einem Abschnitt über Grönland und die Faröer-Inseln eingeleitet wurden. Hier berichtete Margrethe II. über ihre jüngsten Reisen in diese abgelegenen aber ihr wichtigen Teile des dänischen Königreichs.
Weitere Grüße gingen u.a. an die Mitarbeiter der Bereitschafts- und Verteidigungsdienste, an die Polizei und alle Dänen, die im Ausland leben.
Zum Schluß ging sie kurz auf ihre Familie sowie ihr 50-jähriges Thronjubiläum ein.
Traditionell beendete sie Ihre Ansprache mit
Gud bevare Danmark.
Gott behüte Dänemark.
Die vollständige Rede findet ihr – in dänischer Sprache – auf den Webseiten des Königshauses. Eine Video-Aufzeichnung gibt es bei YouTube.