Eine große Silvester-Tradition in Dänemark ist die Neujahrsansprache der Königin (“Hendes Majestæt Dronningens nytårstale”) pünktlich um 18 Uhr. Sie wird live im dänischen Fernsehen übertragen und ist über die App oder Webseite von Danmarks Radio auch in Deutschland frei empfangbar. Über den allgemeinen Ablauf sowie die Geschichte der Neujahrsansprache habe ich bereits im Rahmen der 2019er-Ansprache ausführlich berichtet. Dies möchte ich natürlich nicht nochmal alles wiederholen, lest es bitte bei Interesse gerne dort nach.
Auch dieses Mal fand das Ereignis auf Schloss Amalienborg in Kopenhagen statt. Ein Unterschied zu den Vorjahren war gleich zu sehen, nämlich die geringe Zuhörerzahl auf dem Schlossplatz. Klar, auch Dänemark und insbesondere Kopenhagen ist von Corona schwer betroffen. Und das sollte natürlich ebenfalls in der Rede großen Raum einnehmen.
Königin Margrethe II. wies gleich eingangs darauf hin, dass ein Jahreswechsel immer eine Gelegenheit sei, zurückzublicken und nach vorne zu schauen. Entsprechend negativ fiel der Rückblick aus:
Blev året, som vi havde håbet det? Nej!
Wurde das Jahr, wie wir es erhofft hatten? Nein!
Corona
Die Pandemie beherrschte dann auch die komplette erste Hälfte der Rede. Es war auch ein sehr ernster Teil der Ansprache:
Med bekymring fulgte vi tallene på smittede, på indlagte og på de dødsfald, som snart viste sig. Det var alvor, det forstod vi.
Mit Besorgnis verfolgten wir die Anzahl der Infizierten, stationären Patienten und die Todesfälle, die sich bald zeigten. Es war ernst, das verstanden wir.
Margrethe II. wies darauf hin, dass durch die Restriktionen viele ihre Arbeit oder gar ihr Lebenswerk verloren hätten, was sie sehr berühre. Sie wäre aber nicht die Königin, wenn sie nicht auch Glück im Unglück sehen würde. Die Dänen konnten zwar im Sommer nicht wie gewohnt reisen, doch hätten viele in den Ferien zu Hause die Schönheit und die großartigen Landschaften Dänemarks entdeckt. Auch ihr eigener 80. Geburtstag konnte bezüglich der Feierlichkeiten nicht wie geplant stattfinden. Dennoch habe sie so viel Zuspruch bekommen, dass es ihr denkwürdigster Ehrentag wurde. Leider fielen auch die 100-Jahr-Feierlichkeiten zur dänischen Wiedervereinigung Nordschleswigs der Pandemie zum Opfer.
In ihren traditionellen Grüßen nach Grönland und den Faröer-Inseln wies die Königin auf die Bedeutung des Tourismus für diese Gebiete hin und den damit verbundenen Problemen durch Corona.
Neujahrsgrüße
Im zweiten Teil der Rede folgten dann die traditionellen Neujahrsgrüße, u.a. an die Mitarbeiter der Bereitschafts- und Verteidigungsdienste, an die Polizei und alle Dänen, die im Ausland leben. Außergewöhnlich war der Abschluss. Normalerweise endet die Rede mit:
Gud bevare Danmark.
Gott behüte Dänemark.
Diesmal stellte sie noch einen weiteren Satz voran:
Gud bevare jer allesammen.
Gott behüte euch alle zusammen.
Besondere Zeiten erfordern besondere Reden.