Pandemie-bedingt hat sich die iPhone-Vorstellung vom traditionellen September-Termin auf Mitte Oktober verschoben. Gestern war es dann soweit, auf einer Keynote hat Apple die neue iPhone-Generation vorgestellt. Die Veranstaltung fand wieder im „Corona-Style“, also ohne Publikum und mit vorproduzierten Videos statt, ähnlich der September-Keynote und der diesjährigen WWDC. Das ist sicher auch ein Grund warum, die Veranstaltungen nicht mehr so lang sind wie früher. Ohne Interaktion mit den Zuschauern lassen sich pro Stunde deutlich mehr Infos unterbringen. Die Vorstellungsdichte war somit wieder recht hoch und nach rund 70 Minuten konnte Tim Cook bereits die Zuschauer mit einer Zusammenfassung verabschieden.
Wie bei vielen Keynotes möchte ich nicht einfach die Inhalte wiedergeben, sondern – in loser Form – meine Gedanken zu den Vorstellungen und Ankündigungen.
HomePod mini
- Den Klang im Vergleich zum „großen“ HomePod müsste man natürlich mal in der Praxis hören. Mit neuen Chips an Bord wird der kleine Bruder immerhin einige Funktionen haben, die das ursprüngliche Modell nicht bietet.
- Ich mag die Interkom-Funktion, für mein Sonos-System nutze ich schon länger eine entsprechende App. Apple kann hier als Plattform-Anbieter natürlich viel mehr Geräte einbeziehen. Ob es dann auch die breite Masse nutzt wird sich zeigen.
- Mit dem Preis von 99 Dollar (in Deutschland 96,50 €) wird Apple deutlich mehr Geräte verkaufen als vom klassischen HomePod.
- Das verwendete Demo-Haus in der Keynote war schon irgendwie cool.

iPhone 12
- Apple kehrt zum kantigen Design des iPhone 4/iPhone 5 zurück. Gut so! Nach vielen Jahren war es Zeit für eine Änderung und der iPhone-5-Formfaktor war immer mein Favorit.
- Alle Modelle kommen jetzt mit OLED-Bildschirm. Das verlangt den Nicht-Pro-Kunden weniger Kompromisse ab. Die Unterschiede zum Pro-Lager liegen jetzt „nur noch“ in den Bereichen Gehäuse, Kamera und LiDAR-Sensor.
- Das iPhone 12 mini zollt endlich allen Rechnung, die kleinere Modelle bevorzugen. Ich glaube, es wird sich gut verkaufen. Damit gibt es auch erstmalig vier Modelle einer Geräte-Generation.
- Es ist beeindruckend, was Apple Jahr für Jahr im Bereich der Prozessoren für Fortschritte bietet. Viele iPhone-Features, zum Beispiel im Kamera-Bereich, sind überhaupt nur deshalb möglich.
- Auch bei den Kameras tut sich immer recht viel. Sie nehmen in der Veranstaltung einen breiten Raum ein. Ich merke selber, wie oft ich im Vergleich zu früher die DSLR zu Hause lasse. Wer sich die Beispielfotos mal aus der Nähe anschauen möchte, kann sie von Apples Newsroom-Seite (fast ganz unten) herunterladen.
- Wie schnell 5G wirklich ist wird die Praxis zeigen. In der Keynote wurde verdächtig oft auf Idealbedingungen hingewiesen. Es ist übrigens lange her, dass auf einer Apple-Veranstaltung ein Netzanbieter seinen Part bekommen hat.
- Das neue „Ceramic Shield“ klingt verheißungsvoll. Ich sehe allerdings einige Zerstörungsvideos auf YouTube voraus.
- Die iPhones setzen immer noch auf den Lightning-Anschluss. USB-C bleibt den höherwertigen iPad-Modellen vorbehalten. Das mitgelieferte Anschlusskabel hat aber nun am „Computer-Ende“ USB-C.
- Wie schon bei der neuen Watch kommen die neuen iPhones ohne Netzteil. Apple hebt hier den Umweltaspekt hervor. Allerdings wurde auch das Headset gestrichen. Das sehe ich mit gemischten Gefühlen: Bei täglicher Nutzung und Aufbewahrung in zusammengeknüllter Form in der Jackentasche haben diese bei mir nie viel länger als ein Jahr gehalten. Daher hatte ich mich immer über den Nachschub mit einem neuen iPhone gefreut. Inzwischen habe ich natürlich auch AirPods, aber auf dem Fahrrad ist mir eine Lösung mit Kabeln immer noch lieber. Zur Erinnerung, mit dem ersten iPhone 2007 bekamen wir neben dem Telefon in der Box: Netzteil, USB-Kabel, Headset, ein Dock und ein Putztuch.
- Die neuen iPhones kommen aller Voraussicht nach mit iOS 14.1, welches vor allem Anpassungen für die 12er-Hardware enthalten dürfte.
Sonstiges
- Interessant ist auch mal wieder, was es alles nicht gab: Apples viel gerüchtete Tracking-Hardware für verlorene Gegenstände scheint immer noch nicht „ready for prime time“ zu sein. Auch neue Apple TVs haben es nicht in die Keynote geschafft.
- Macs wurden in der Veranstaltung nicht erwähnt. Sie erhalten der Gerüchtelage nach ihr eigenes Event im November. Die Kalifornier haben auch kein Veröffentlichungsdatum für macOS „Big Sur“ angekündigt.
- Viele, man könnte auch sagen fast alle, der Ankündigungen sind vorab bekannt geworden. Das finde ich schade und nimmt einer Keynote immer reichlich von ihrer Spannung.
Bildnachweis Titel- und Artikelfoto: Apple Pressematerial