Gestern gab es eine eher ungewöhnliche Keynote: Die WWDC 2020 ist aufgrund der Corona-Pandemie eine reine Online-Konferenz. Dementsprechend war auch die Keynote ohne Publikum. Diese Gelegenheit hat Apple genutzt, um eine vorproduzierte und daher weitestgehend makellose Präsentation der wichtigsten Neuerungen zu übertragen. Die Videoqualität war ausgezeichnet, es war kaum auszumachen, was Kulisse und was echter Apple-Park-Hintergrund war. Die schnellen Wechsel in andere Räume haben der Keynote eine gewisse Grunddynamik gegeben. Vermisst habe ich ein wenig das klassische Eröffnungsvideo mit Entwickler-Themen. Die Themendichte in der Keynote selbst war hoch, Langeweile kam bei mir nicht auf.
Ein recht frisches Gerücht hat sich bewahrheitet, es wurde keine neue Hardware vorgestellt. Allerdings wissen wir nun, dass Ende 2020 der erste Mac ohne Intel-CPU angeboten werden soll.
In diesem Artikel möchte ich einfach meine Gedanken zu den einzelnen Ankündigungen teilen. Dabei orientiere ich mich an der Reihenfolge in der Veranstaltung. Ich setze ein wenig voraus, dass der Inhalt der Keynote bekannt ist.
iOS
- Entgegen mancher Gerüchte gab es keine Umbenennung in iPhoneOS, iOS bleibt iOS.
- Die Homescreens bieten jetzt sehr interessante Gestaltungsmöglichkeiten. Ich fürchte, dass ich dann mehr Screens brauche als derzeit. Und man kann da vermutlich auch viel Zeit versenken.
- “App Clips” finde ich spannend. Bin sehr gespannt, wie das angenommen, auch von Seiten der Anbieter.
- Großer Jubel bei mir beim Thema Fahrrad-Navigation. Das war einer meiner Top-Wünsche und ich habe sogar schon an Apple geschrieben deswegen. Ernüchterung dann wenig später, als es hieß, dass es mit nur einer Handvoll Städte losgeht.
- Standard-E-Mail-Programm und -Browser sind jetzt einstellbar. Wurde oft gefordert, persönlich bin ich aber mit Mail und Safari recht glücklich.

iPadOS
- Die neuen Side- und Topbars sowie die verbesserte Suchfunktion bringen noch mehr Desktop-Feeling zum iPad.
- Die verbesserten Stiftfunktionen sehen sehr vielversprechend aus. Ich kann es kaum erwarten, diese auszuprobieren.
- Die neue Handschriftfunktion steht – soweit ich es verstanden habe – zunächst nicht für Deutsch zur Verfügung.
- An dem Multitasking-Handling scheint sich wenig getan zu haben, obwohl es hier viel Raum für Verbesserungen gäbe.
watchOS
- Beim Thema Watch-Faces hatte ich ein wenig mehr erwartet, z.B. ortsabhängige Ziffernblätter. Dass Apps jetzt mehrere Komplikationen des gleichen Typs anzeigen können, ist aber auf jeden Fall ein großer Schritt Richtung eigene Ziffernblätter.
- Schlaf-Tracking war eine große Lücke im Health-Bereich der Apple Watch. Diese wird nun geschlossen. Schön, dass sie auch das iPhone mit einbeziehen und sich Gedanken um das Thema Einschlafen gemacht haben.
- Die Hände-Wasch-Funktion ist irgendwie cool und der aktuellen Situation geschuldet.
- Ich bin mir sicher, dass die neue Hardware der nächsten Apple Watch uns weitere Funktionen bringen wird. Interessant wären NFC-Automatisierungen oder Blutdruck-Messungen.
tvOS
- Wie in den letzten Jahren gab es hier die wenigsten Neuerungen.
- Mehr HomeKit-Funktionen einzubauen ist auf jeden Fall sinnvoll. Es wird auch eine Home-App geben.
macOS
- Wenig überraschend musste wieder eine Landschaft aus Kalifornien für den Namen herhalten, diesmal “Big Sur”. Womit nur wenige gerechnet haben ist, dass Apple die 10er-Reihe von macOS beendet. Big Sur ist macOS 11.0.
- Erstaunt war ich über das neue Design, die Änderungen sind durchaus in der iOS-7-Größenordnung. Das System wird dadurch flacher und monochromer aussehen. Ob mir das gefällt, weiß ich noch nicht. Da es vermutlich dauern wird, bis alle Apps sich anpassen, wird’s vermutlich erstmal nicht sehr einheitlich ausschauen.
- Safari macht einige Antitracking-Tools arbeitslos.
- Die Kalifornier sprechen beim CPU-Umstieg durchgängig von “Apple Silicon” und nicht etwa von ARM-Prozessoren.
- Beim Thema Virtualisierung wurde zwar von Linux gesprochen, aber nicht von Windows, was für viele das größere Problem sein dürfte.
- Was mich überrascht hat ist, dass die ganze Übergang in zwei Jahren abgeschlossen sein soll. Ich hatte in etwa mit der doppelten Zeit gerechnet.

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