Da ich häufiger bei unserem nördlichen Nachbarn unterwegs bin (ist ja nur eine kurze Fährüberfahrt entfernt von hier), lerne ich derzeit ein wenig Dänisch. Leider kein leichtes Unterfangen, knapp die Hälfte der Wörter stimmen zwar mit der deutschen Sprache überein (was das Lesen von Texten vereinfacht, beim Sprechen muss man natürlich dennoch wissen, welche Wörter gleich sind), jedoch weicht die Aussprache mehr oder weniger von der Schriftsprache ab, zumal nach meiner Erfahrung im Alltag recht schnell und teilweise auch undeutlich gesprochen wird. Dafür lernt man im Gegenzug quasi drei Sprachen in einer, denn die skandinavischen Sprachen haben eine Wortübereinstimmung zwischen 90 und 95 Prozent und werden gegenseitig meist ohne größere Probleme verstanden.
Wie man es bei mir nicht anders erwarten kann, unterstützen mich meine Geräte wie iPhone und iPad kräftig beim Lernen und ich möchte heute einfach mal meine Erfahrungen weitergeben und die Apps empfehlen, die mir weitergeholfen haben. Ich habe dabei nicht recherchiert, welche der Apps plattformübergreifend sind, dies dürfte aber zumindest für einige der Fall sein.
Mein wichtigster Baustein ist ein App-gestützter Sprachkurs. Denn nur so ist, meiner Meinung nach, ein systematisches Erlernen in kleinen zusammenhängenden und aufeinander aufbauenden Lektionen möglich.
Variante 1: kostenpflichtiger Sprachkurs
Hier hatte ich eine ganze Zeit Babbel ein (App-Store-Link), eine App, die eine ganze Reihe von Sprachen unterstützt, u.a. eben auch Dänisch. Für die Nutzung entstehen monatliche Kosten, die um so niedriger sind, je größer man den Abo-Bezahlzeitraum wählt. Sie liegen derzeit zwischen 5,99 € bei einem Jahresabo und 12,99€ bei einem monatsweisen Abo. Das ist meiner Meinung nach nicht zu viel, denn zum einen ist es ein professioneller Kurs, zum anderen erwirbt man natürlich – sofern man das Ganze nicht nur oberflächlich angeht – eine zusätzliche Fertigkeit, die sich zukünftig bezahlt machen kann. Je nach Situation kann es sogar sein, dass der Arbeitgeber die Kosten übernimmt. Die Sprachkurse sind auch nicht statisch, sondern es kommen regelmäßig neue Lektionen hinzu. Es dürfte schwierig sein, ein vergleichbares kostenloses Angebot zu finden, zumindest bei etwas exotischeren Sprachen wie eben Dänisch.

Eine Babbel-Lektion (für Dänisch gibt es über 300), die meist aus 5-10 Unterabschnitten besteht, hat mehrere Komponenten. Zunächst werden die neuen Wörter bzw. Redewendungen dieser Lektion (meist nicht mehr als 10) in Deutsch und der jeweiligen Fremdsprache angezeigt und in der Fremdsprache vorgelesen. Erlaubt man der App den Mikrofonzugriff, kann das Wort nachgesprochen werden und es wird angezeigt, ob die Aussprache korrekt war oder nicht.

Anschließend werden diese wiederholt und man muss die richtige Übersetzung wählen.

Nun werden einzelne Begriffe nochmal vorgelesen und man muss diese selber schreiben. Dazu werden entweder die enthaltenen Buchstaben angezeigt oder es wird einfach nur eine Tastatur eingeblendet, was natürlich schwieriger ist.


Weiterhin gibt es immer mal wieder Erläuterungs- und Grammatikseiten, auf denen das Gelernte vertieft wird.

Weitere Komponenten sind das Zuordnen von Wörtern in Gruppen (durch Verschieben auf dem Bildschirm) oder das Vervollständigen von Dialogen, die gängige Alltagssituationen abdecken. Eine Lektion kann natürlich beliebig oft wiederholt werden. Die gelernten Wörter und Redewendungen kommen zusätzlich in eine persönliche Vokabelliste, die man in regelmäßigen Abständen mit Hilfe eines Wiederhol-Managers, der sich auch merkt, mit welchen Wörtern man Schwierigkeiten hat, abgearbeitet werden.

Variante 2: kostenloser Sprachkurs (werbefinanziert)
Hier habe ich Duolingo im Einsatz (Web, iPhone und iPad, App-Store-Link). Mich motiviert Duolingo zum täglichen Lernen, weil es ähnlich wie Fitness-Apps oder Programme zum Antrainieren von neuen Angewohnheiten strähnenbasiert („streak“) arbeitet. Eine 14 Tage-Trainingssträhne will man nun mal nicht so schnell unterbrechen. Das Tagespensum kann in den Einstellungen festgelegt werden. Die Trainingseinheiten sind so kompakt, dass man zwei davon mit einem Aufwand von 10-15 Minuten täglich locker schafft. Mehrere Trainingseinheiten sind jeweils zu einem Thema wie z.B. „Fragen“, „Farben“ oder „Adverbien“ gruppiert. Die Trainingseinheit selbst besteht aus Einzelübungen wie Diktate kurzer Sätze in der Fremdsprache, Übersetzungen in beide Richtungen (sowohl mit der Tastatur, als auch durch Drag&Drop einzelner Wörter), dem Finden von Wortpaaren oder der Auswahl der richtigen Lösung im Multiple-Choice-Verfahren. Macht man während einer Einheit zu viele Fehler, müssen erst Auffrischungseinheiten absolviert werden bevor fortgefahren werden kann (alternativ kann virtuelles Geld, welches man kaufen oder durch abgeschlossene Gruppen verdienen kann, eingeworfen werden). Auch bereits abgeschlossene Gruppen werden gelegentlich zur Auffrischung angeboten, Duolingo erkennt dabei, in welchen Bereichen Schwächen vorhanden sind. Die Übungen bauen größtenteils aufeinander auf, so dass man neue Gruppen erst beginnen kann, wenn die darunterliegenden abgearbeitet sind. Insgesamt macht das alles einen durchdachten Eindruck und ich komme damit sehr gut zurecht. Die folgende Galerie gibt eine Einblick in die Arbeitsweise von Duolingo:
Duolingo gibt es für über 20 Sprachen, jedoch ist nur bei Englisch, Spanisch und Französisch die Unterrichtssprache Deutsch. Bei allen anderen Sprachen – in meinem Fall Dänisch – ist die Unterrichtssprache Englisch, was mir persönlich keinerlei Probleme bereitet. Hier ist Babbel klar im Vorteil, dort ist auch bei den exotischeren Sprachen die Unterrichtssprache Deutsch. Was mir an Duolingo besser gefällt ist, dass es zu allen Themen Beispielsätze gibt, während bei meinem Babbel-Dänischkurs zu vielen Themen nur einzelne Vokabeln trainiert wurden. Dafür gibt es bei Babbel wiederum eine Liste aller gelernten Wörter und Regelwendungen, die als Basis für das Auffrischen des Gelernten dient. Im Gegensatz zu Babbel ist Duolingo grundsätzlich kostenlos, aber werbefinanziert. Die Werbung hat im Laufe der Zeit zugenommen, kann aber durch ein Abo der Pro-Version vermieden werden, welches ebenfalls ordentlich beworben wird.
Vokabel-Verwaltung und -Training
Mein zweiter Baustein ist eine Vokabel-App. Nachdem ich mehrere ausprobiert habe, bin ich bei “Wokabulary” (Mac, iPhone und iPad) gelandet. Es gibt zwar kostenfreie Varianten, aufgrund der Beschränkungen empfehle ich jedoch die kostenpflichtigen Versionen. Insgesamt habe ich für alle Plattformen zusammen rund 25 € bezahlt, was aber bei einem Nischenprogramm, welches ich täglich nutze, in Ordnung geht. Wokabulary ist auch Bestandteil des Abodienstes “Setapp”, wer hier schon Kunde ist, zahlt also nichts zusätzlich.
Der Funktionsumfang ist auf allen Plattformen ziemlich identisch. Es können Wörter mit ihren Übersetzungen und dazu noch Schlagwörter und Kommentare eingegeben werden. Die Schlagwörter nutze ich vor allem für die Wortart (Substantiv, Verb, Adjektiv, …), die Kommentare für Plural- und Vergangenheitsformen. Zum Üben gibt es eine recht flexible Quiz-Funktion. Nette Features der iOS-Version von Wokabulary sind das automatische Umschalten auf die Fremdsprachen-Tastatur bei Eingaben in der Fremdsprache und eine mögliche Audioausgabe der fremdsprachigen Wörter beim Vokabeltraining. Der Sync zwischen den Geräten erfolgt iCloud-basiert und ist nach meiner Erfahrung sehr zuverlässig.


Aussprache nachschlagen
Es kommt häufiger vor, dass ich ein neues Wort lese und einfach nur wissen möchte, wie es ausgesprochen wird. Hierfür hat sich die kostenlose App Forvo (App-Store-Link) bewährt. Forvo ist eine Sprach-Community, an der man teilnehmen kann, indem man dort einspricht, wie Wörter in der eigenen Muttersprache ausgesprochen werden. Der Umfang ist recht hoch, ich stoße recht selten auf ein Wort, welches nicht enthalten ist.

Wörterbuch
Natürlich ist es praktisch, auch ein möglichst vollständiges Wörterbuch für die zu lernende Sprache zu besitzen. Für Dänisch hat sich die App „Tysk Ordbog – Large“ (iPhone und iPad, App-Store-Link) als sehr nützlich erwiesen. Es ist ein – auch in Offline-Situationen verfügbares – Wörterbuch Deutsch-Dänisch und Dänisch-Deutsch mit rund 200.000 Einträgen. Ich habe noch so gut wie nichts gefunden, was da nicht drin steht. Außerdem gibt es Zusatzinformationen zu jedem Eintrag, bei dänischen Substantiven z.B. die Form mit angehängtem Artikel sowie der Plural. Der Anschaffungswiderstand ist mit rund 30 Euro allerdings recht hoch.

Zahlen lernen
Meine neuste App im Köcher ist “Nums” (2,29 €, iPhone, App-Store-Link). Die clevere Idee dahinter: Die App liest die ganze Zeit Zahlen in der Fremdsprache (es stehen 25 zur Auswahl, auch Dänisch) vor und man muss diese über die Bildschirmtastatur eingeben. Für mich ist das eine recht effektive Lernmethode!

In diesem Artikel habe ich die “Nums app” wiedergefunden. Ich habe sie im letzten Jahr häufig genutzt und war ganz begeistert. Nun wollte ich die app im neuen iPhone 13 mini laden aber sie ist nicht mehr im App-Store. Gibt es sie woanders oder eine Alternative?
Wolfgang Roth
Das ist ja schade, dass Nums verschwunden ist. Als Alternative kenne ich noch Number Ninja.