Das Problem ist uralt. Wie schreibe ich plattformunabhängige Texte mit Formatierungen, die ich auch einige Jahre später noch wieder einlesen kann? Man kann es drehen und wenden wie man will, das robusteste Format ist nunmal „Plain Text“, also einfache Textdateien, die typischerweise die Dateiendung „.txt“ haben. Noch interessanter wird die Fragestellung, wenn wir uns das Erstellen von formatierten Texten auf iOS-Geräten anschauen. Die meisten Editoren können das nicht, weil iOS zur Zeit keine Bibliotheken für „Rich Text“ zur Verfügung stellt und man alles „zu Fuß“ programmieren müsste. Demnach wäre „Plain Text“ auch unter diesem Gesichtspunkt eine gute Ausgangsbasis, insbesondere, wenn man Texte wechselseitig unter OS X und iOS bearbeitet.
Können wir auch in einfachen Textdateien Formatierungsanweisungen unterbringen? Klar können wir das, mit HTML und LaTeX beispielsweise haben wir zwei Ansätze, die schon lange verfügbar sind. Das Problem ist nur, dass sowohl HTML also auch LaTeX in ihrer Rohform – also quasi im Quellcode – nur schlecht flüssig zu lesen und zu schreiben sind.
Genau hier kommt Markdown ins Spiel. Markdown ist eine einfache Auszeichnungssprache, die von John Gruber (vielen Apple-Usern sicherlich als Blogger und Podcaster bekannt) und Aaron Swartz entworfen wurde. Sie lässt sich im Quellcode sehr gut lesen. Die vollständige Syntax zu erläutern, würde den Rahmen dieses Artikels sprengen, hier ein kurzer Beispieltext:
Beispieltext
============
Mit Markdown kann man z.B. Texte *kursiv*, **fett** oder gar ***fett und kursiv*** formatieren. Weitere Sprachelemente sind:
– Aufzählungen
– Text als `Quelltext` markieren
– Links setzen, z.B. auf die [Apple-Homepage](http://www.apple.de)
In diesem Text befinden sich bereits viele der häufig benötigten Markdown-Elemente. Die Unterstreichung mit dem Gleichheitszeichen sorgt für eine Überschrift der Ebene 1, vergleichbar mit dem h1-Tag in HTML. Eine Unterstreichung mit dem Minuszeichen erzeugt eine Überschrift der Ebene 2, für die Ebenen 3-6 braucht man die Alternativsyntax mit 1-6 Doppelkreuzen vor der Überschrift (z.B. #### Überschrift der Ebene 4). Für Fett- und/oder Kursivdarstellung sorgt eine entsprechende Anzahl von Sternen (alternativ auch Unterstriche) vor und nach dem betreffenden Text. Umnummerierte Aufzählungen beginnen einfach mit dem Minuszeichen, nummerierte mit der entsprechenden Zahl. Die Syntax für Hyperlinks ist deutlich kürzer als in HTML.
Formatiert sind unser Text so aus:

Mit entsprechenden Programmen – dazu gleich mehr – können wir daraus nun z.B. HTML- oder PDF-Dokumente erzeugen. Die beiden gängigsten Dateiendungen für Markdown sind „.md“ (von mir bevorzugt) und „.markdown“. Der Vollständigkeit halber muss ich auch noch kurz MultiMarkdown erwähnen. Mit MultiMarkdown können wir z.B. RTF- oder gar Word-Dokumente aus dem Quellcode erzeugen, ferner wird die Markdown-Syntax deutlich erweitert – z.B. um Fußnoten oder Tabellen.
Welche Mac- und iOS-Programme können wir nun für die Erstellung von Markdown-Dokumenten nutzen? Auch hier möchte ich keine vollständige Übersicht bereitstellen, sondern ein paar Beispiel-Programme nennen, die auf meinen Systemen installiert sind. Die Konvertierung in andere Formate ist beispielsweise auch mit entsprechenden Shell-Skripten möglich.
Viele Editoren, die sich Markdown auf die Fahnen geschrieben haben, gibt es mittlerweile für iOS und macOS mit entsprechender Synchronisation über iCloud. Beispiele hierfür wären Drafts, Ulysses, Bear und iA Writer. Die beiden zuerst genannten Apps habe ich selber im Einsatz, Drafts eher für kleinere und Ulysses für größere Texte bis hin zu E-Books. Auf dem Mac ist bei Bloggern auch MarsEdit sehr beliebt, auch hier wird Markdown unterstützt.

Fazit
Wer formatierte Texte unter macOS und iOS schreibt – je nachdem welche Umgebung gerade zur Verfügung steht – und diese in einem robusten und einfachen Dateiformat, welches sich mit einiger Sicherheit auch noch in 10 Jahren lesen läßt, speichern möchte, sollte sich Markdown (und ggf. auch MultiMarkdown) einmal näher anschauen.