Für eine Apple Watch zum offiziellen Starttermin letzten Freitag musste man schnell sein beim Vorbestellen, schon nach wenigen Minuten verschob sich der Liefertermin gen Mai, Juni, Juli. Mit Mac und iPhone bewaffnet – die dortige Apple-Store-App zu verwenden ist immer noch ein guter Tipp, sie war auch diesmal schneller aus dem Wartungsmodus raus als die Webseite – war ich gegen 9:03, zwei Minuten nach Beginn der Vorbestellphase – mit meiner Bestellung fertig. Ich hätte mir die Uhren gerne vorher angeschaut, aber das wäre auch erst an besagtem Tag möglich gewesen, so dass eine sehr lange Wartezeit entstanden wäre. So wurde nun eine Lieferung für den Zeitraum 24.4-8.5. in Aussicht gestellt, der kürzestmögliche Liefertermin.
Ich hatte zunächst an das günstigste Modell – Sport mit Kunststoffarmband – gedacht, da vermutlich schon nächstes Jahr ein verbessertes Modell erscheinen wird. Dann setzte sich aber der Gedanke fest, dass wenn ich schon eine Uhr trage (bisher tat ich das seit längerem nicht), dies auch einen modischen Aspekt hat und ich habe mich für das elegante Edelstahlmodell mit „Milanese Loop“ als Armband in der Größe 42 mm entschieden. Bisher habe ich das nicht bereut, denn ich finde sie sieht in der Realität noch ein wenig schöner als auf den Fotos aus.
Freitag ist sie gekommen und es gab ordentlich was auszupacken. Die Verpackung ohne Versandkarton wog stolze 900 Gramm, wozu die Uhr zum Glück nur zu einem kleinen Teil beiträgt.

Im Karton war – wie üblich – eine eingeschweißte Schachtel, fast komplett in weiß gehalten und einem Aufdruck mit der Modellbezeichnung versehen.

In der Schachtel war eine große weiße Kunststoffbox mit der Uhr, Kurzanleitungen und Garantiebedingungen (keine Apple-Aufkleber diesmal!) sowie das sehr lange Ladekabel mit Netzteil (iPhone-Version). Insgesamt macht die Verpackung, die bei jeder Kollektion übrigens anders ist, einen sehr wertigen Eindruck.

Das Armband ist bei dieser Variante stufenlos magnetisch verschließbar und trägt sich sehr gut. Das engmaschige, dünne Metallgeflecht hat sowohl Metall- als auch Stoffeigenschaften, was ich sehr spannend finde.

Natürlich wurde das gute Stück gleich in Betrieb genommen. Verwaltet wird die Uhr größtenteils mit der „Apple Watch“-App, die seit iOS 8.2 auf neueren iPhones zu finden ist. Das Koppeln geschieht interessanterweise via iPhone-Kamera über ein wolkenartiges Muster:

Anschließend kann man jede Menge Einstellungen vornehmen und festlegen, welche Apps – sie kommen bisher immer als Teil einer iPhone-App – auf die Uhr sollen.
Dieser Artikel soll kein allgemeines Review der Apple Watch werden, davon sind im Netz etliche zu finden, sondern meine ersten Eindrücke bezüglich einiger Teilaspekte wiedergeben. Da ich die Uhr erst wenige Tage habe, und längst nicht alles ausprobieren konnte, kann ich mir derzeit sowieso kein abschließendes Urteil bilden.
Akkulaufzeit
Mehr als ich dachte. Ich lade die Uhr zwar bisher jede Nacht, lande abends aber in der Gegend von 60% Restlaufzeit. Bei der kleineren Uhr in 38 mm sollte es etwas weniger sein.
Größe
Ich hatte erst befürchtet, dass 42 mm zu groß ist. In der Praxis kommt mir das aber, trotz recht dünner Arme, nicht so vor, die Nahaufnahme etwas weiter oben täuscht hier ein wenig. Dennoch bin ich gespannt, auch mal das kleinere Modell zu sehen.
Taptic Engine
Für Benachrichtigungen wird man „angetippt“. Dieses „Klopfen“ könnte IMHO gerne noch etwas stärker sein. Ich nutze es in der Maximaleinstellung einschließlich der Option „markante Haptik“.
Bedienung
Ist ein wenig anders. Im Gegensatz zum iPhone steht hier nicht der Screen mit den Apps im Vordergrund, sondern die Zeitanzeige. Nur von dort sind z.B. die „Checks“ erreichbar, eine Art durchwischbare Reihe von Info-Widgets, die auch von Drittanbietern kommen können. Die Uhr ist immer nur kurz an (um Akku zu sparen), daran muss man sich erstmal gewöhnen. Wo man überall fester drücken kann („Force Touch“), um zu weiteren Funktionen zu kommen, ist nicht unbedingt offensichtlich.
Digitale Krone
Praktisch, nutze ich aber noch zu selten, da iPhone und iPad sie nicht haben. Muss ich mich noch dran gewöhnen.
Watch Faces
Die Auswahl ist schon ganz OK. Ich bin mir aber relativ sicher, dass es demnächst noch weitere geben wird. Je nach Watch Face sind keine, wenig oder viele Anpassungen möglich.

Navigation
Konnte ich Sonntag mal auf einem Spaziergang ausprobieren. Man wird zum Ziel geführt, ohne dass man auf die Uhr schauen muss, je nachdem ob man links oder rechts abbiegen soll, erhält man ein anderes Klopfzeichen. Schönes Feature.
Siri
Siri versteht meine Spracheingaben recht gut, sogar wenn der Fernseher läuft. Im Gegensatz zum iPhone oder iPad erscheint das Feedback jedoch nur auf dem Bildschirm der Uhr, es findet keine Sprachausgabe statt. Ohne Spracheingabe wären viele Funktionen der Apple Watch gar nicht nutzbar, da der Bildschirm freilich keinen Platz für eine Tastatur bietet.
Telefonieren
Hab ich Sonnabend mal ausprobiert und funktioniert einwandfrei. Und ja, ein wenig Knight-Rider-Feeling kommt da schon auf.
Fitness-Funktionen
Habe ich bisher als nützlich und motivierend empfunden. Das System mit den drei zu schließenden Kreisen (regelmäßiges Stehen, bewegen und trainieren) macht Sinn und entspricht dem, was für ein gesünderes Leben häufig gefordert wird. Als Schreibtisch-Arbeiter habe ich den Aufstehhinweis der Uhr schon mehrmals erhalten und bin dem natürlich nachgekommen, man denkt sonst einfach nicht daran. Leider nutzen noch nicht alle iPhone-Apps die Daten der Uhr, sondern lesen stattdessen z.B. die Schrittzahl aus, die das iPhone gemessen hat, statt auf den in der Regel größeren Wert der Uhr zurückzugreifen.

Schrittzähler nutze ich schon länger, neu ist für mich die Herzfrequenz-Messung, die nach meinen bisherigen Beobachtungen recht gut funktioniert.

Digital Touch
Konnte ich Sonntag ausprobieren und ich muss sagen, die Funktion hat was. Ich sehe schon wie Uhrenbesitzer eine geheime Zeichensprache untereinander ausmachen, um z.B. eine langweilige Party gemeinsam zu verlassen.
Apps
Dass die Apps eigentlich auf dem iPhone laufen und die Uhr mehr oder weniger nur als Touchscreen benutzt wird, merkt man nur an der etwas längeren Startzeit. Ansonsten ist der App Store schon gut gefüllt (Tipp: in der Apple-Watch-App nach „Apple Watch“ suchen führt zu einer langen Ergebnisliste mit Apps für die Uhr). Und da sind schon recht praktische Sachen dabei, so dass man sich unterwegs oft den Griff zum iPhone sparen kann. Die DB-App zeigt z.B. die Haltestellen in der Nähe inklusive der nächsten Abfahrten. Und mit der Hue-App die Beleuchtung der Wohnung via Uhr zu steuern fühlt sich irgendwie nach Zukunft an.

Für ein Fazit ist es wie gesagt zu früh. Aber bereits jetzt spüre ich genau den Effekt, den ich mir von der Apple Watch versprochen habe, dass das iPhone insbesondere für die vielen kleinen Interaktionen unterwegs in der sicheren Jackentasche bleiben kann. Z.B. zum Lesen von Push-Benachrichtigungen, zur Auswahl eines neuen Musiktitels, zum Abspielen eines bestimmten Podcasts oder Radiosenders, für einen Blick auf den Fahrplan oder das Regenradar, und und und – und natürlich, wer hätte es gedacht, zum Ablesen der Uhrzeit. Spannend ist jetzt auch, was die App-Entwickler daraus machen, jede Menge Potential ist auf jeden Fall vorhanden.