Völlig überraschend hab ich zu Weihnachten von einem guten Freund (Danke nochmals, Karsten!) einen Raspberry Pi geschenkt bekommen. Dies ist ein winziger Computer, etwa in der Größe einer Zigarettenschachtel, gegen den selbst ein Mac mini wie ein Riese wirkt. An Bord werkelt ein ARM-Prozessor mit 512 MB RAM, im Prinzip so ähnlich wie bei Mobiltelefonen. Er hat keinen integrierten nicht-flüchtigen Speicher, sondern dafür einen SD-Kartenslot, dazu später mehr. Rings um das Gehäuse sind für die Größe eine Menge Anschlüsse untergebracht, wie gesagt der SD-Kartenslot, ein Micro-USB-Anschluss für die Stromversorgung (5 Volt über Netzteil), 2 USB Anschlüsse (nutze ich für Tastatur und Maus, wer mehr braucht, muss einen Hub anschliessen), ein Ethernet-Anschluss, ein HDMI-Anschluss, eine Audio-Buchse und einen Cinch-Videoanschluss, der für analoge Fernseher gedacht ist. WLAN ist nicht an Bord, kann aber bei Bedarf über einen USB-Adapter nachgerüstet werden.

Natürlich war ich neugierig, den Kleinstrechner in Betrieb zu nehmen. Dazu musste zunächst die Platine, auf der sich sämtliche Hardware befindet, in das passende Gehäuse gesteckt werden, was kinderleicht ist. Im nächsten Schritt muss die SD-Karte vorbereitet werden, was ich mit Hilfe meines Macs erledigt habe. Die Karte muss mit Hilfe des Tools „SDFormatter“ formatiert werden. Ob hierfür auch das Festplattendienstprogramm für OS X ausreichen würde, habe ich nicht weiter recherchiert. Dann muss man noch das Paket „NOOBS“ (New Out of Box Software) – im Prinzip das Installationsprogramm – von der Raspberry-Homepage herunterladen, auspacken und die so erhaltenen Dateien auf die soeben formatierte SD-Karte spielen.

Nun werden Tastatur, Maus, Monitor und Ethernet angeschlossen, die SD-Karte eingelegt und die Stromversorgung eingesteckt (einen Ein-/Ausschalter gibt es nicht). Dann bootet NOOBS und bietet verschiedene Linux-Systeme zur Installation an. Die Auswahl hängt natürlich ein wenig davon ab, wofür man seinen Raspberry nutzen möchte. Ich habe mich für „Raspbian“, einen Debian-Port entschieden, da ich aus beruflichen Gründen mit dem Debian-System vertraut bin. Im nächsten Schritt wird das Linux-System auf der SD-Karte installiert, was ein kleines Weilchen dauert.

Beim ersten Systemstart bootet das Debian-System in das Konfigurationswerkzeug „raspi-config“, mit dem man noch einige Einstellungen vornehmen kann (z.B. das Kennwort für den Standardbenutzer „pi“ ändern oder Spracheinstellungen anpassen). Hier wird auch festgelegt, ob gleich in ein grafisches System gebootet werden soll, oder ob man mit einem Terminal starten möchte (von hier kann mit dem Befehl „startx“ das grafische System gestartet werden). Noch einmal booten und fertig ist unser Raspberry-System! Der Rechner arbeitet übrigens völlig geräuschlos, da er ähnlich wie ein iPhone oder ein iPad ohne Lüfter auskommt. Allerdings darf man natürlich keine Geschwindigkeitswunder erwarten, dazu ist die Hardware nicht leistungsfähig genug. Dennoch erhält man für rund 50 Euro einen ziemlich kompletten Computer.

Wofür könnte man einen Raspberry Pi nun nutzen? Hier sind der Fantasie kaum Grenzen gesetzt. Ursprünglich war das System als preiswerter Computer für Schüler zum Erlernen der Programmierkunst gedacht. Er eignet sich aufgrund seines HDMI-Anschlusses aber auch als Mediencenter (hierfür gibt es angepasste Betriebssysteme), als stromsparendes NAS-System (der eigentliche Rechner benötigt zwischen 2,5 und 3,5 Watt), als Musikbox und Internetradio oder als Home/Cloud-Server. Ob er in meinem sehr Apple-lastigen Haushalt einen festen Job bekommen wird, steht noch nicht fest, auf jeden Fall macht es aber Freude, sich mit der „kleinen Kiste“ zu beschäftigen